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Buchempfehlung oder „Was ich vielleicht mal lesen sollte“

Wenn zwei Radiomoderatorinnen zur Feder greifen, was soll dabei herauskommen, außer mehr oder weniger amüsante Anekdoten über den Sender, Kollegen, Konzerte etc. ?!

Weit gefehlt, beide Autorinnen verfügen über einschlägige Erfahrungen auf dem „Feld der Belletristik“ und hatten bereits einen bzw. zwei Romane erfolgreich veröffentlicht, bevor sie sich an die Arbeit machten, ihrer Leser- und Hörerschaft etwas Neues vorzulegen.

Doch der Reihe nach:

Wer schon einmal unter „Liebeskummer litt und in Selbstmitleid zu ertrinken drohte“, der bringt eine Grundvoraussetzung mit, sich mit dem Haupthelden des Romans „Wunderlich fährt nach Norden“ von Marion Brasch identifizieren zu können, wer dann noch Spaß an skurrilen (neudeutsch-schrägen) Figuren und ebensolchen Handlungsideen hat, der ist bei dem „Hutmann“, wie er im Roman auch genannt wird, gut aufgehoben. Die Autorin schickt ihren Protagonisten auf einen Selbstfindungstrip, der oftmals einem „Roadmovie“ gleicht, „begleitet“ von seinem Handy -was soll daran bemerkenswert sein, wird der „smartphonebewaffnete“ Jungleser jetzt denken – nun, das Telephon kommuniziert mit seinem Besitzer, treibt ihn an, versorgt ihn mit Informationen über die ihm begegnenden Mitmenschen und ermöglicht Wunderlich (übrigens, wie der geneigte Leser natürlich längst bemerkt hat, ein ( „telling name“) Blicke in die Zukunft seiner „Weggefährten auf Zeit“. Wer hier „Anleihen“ an die Romantik vermutet, liegt gar nicht so falsch. Es ist schon fantastisch, wie sich das „Weichei Wunderlich“ im Laufe des Romans zu einem….entwickelt.

Für alle, die wissen wollen, wohin die Reise Wunderlichs wirklich geht:

Wunderlich fährt nach Norden“ von Marion Brasch, erschienen im S. Fischerverlag 2014, auch als E-Book erhältlich.

Ganz anders, aber nicht weniger lesenswert, Buch Nr. 2 : „Der Osten ist ein Gefühl-Über die Mauer im Kopf“ von Anja Goerz, erschienen im Deutschen Taschenbuch Verlag 2014, ebenfalls als E-Book auf dem Markt.

Zwar geht es auch hier um eine Reise, aber es ist eine „Reise in die Vergangenheit“ beider deutscher Staaten“. Nun ist aus gegebenem Anlass (25 Jahre Mauerfall, Jubiläum der friedlichen Revolution) jede Menge „Geschichtsbetrachtung“ auf dem Markt, siehe den Hype um die Erinnerungen Helmut Kohls, aber diese Sammlung von Porträts fällt wohltuend aus dem Rahmen.

Das Buch gibt Menschen, die beiderseits der innerdeutschen Grenze groß geworden, bzw. einen nicht unerheblichen Teil ihres Lebens hier wie dort verbracht haben, die Möglichkeit, ihre Erinnerungen mitzuteilen, ohne in „(N)ostalgie“ oder „Besserwessirei“ zu verfallen, immer mit dem Blick auf die damalige DDR, also quasi von innen und von außen. Prominente wie Unbekannte kommen zu Wort und wer bei der Lektüre Lust bekommt, in der eigenen Familie nachzuforschen, für den werden sich erstaunliche Parallelen auftun,mal abgesehen davon, dass sowohl Eltern wie Großeltern in der Regel äußerst gesprächsbereite und interessante Zeitzeugen sind.

Übrigens muss man ja nicht jedes Buch kaufen, auch Kyritz hat eine gut sortierte Stadtbiliothek.

Bis demnächst,

A.M.

P.S. Wer Lust hat, selber einmal etwas vorzustellen, ob selbst gelesen oder geschrieben,

ist jederzeit herzlich willkommen!

Ansprechpartner sind die „Üblichen Verdächtigen“ (Literaturblogger) und eure Deutschlehrer