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A Totally Twisted Deep-Fried Texas Redneck Murder Story

Am 8.1.15 wurde den Schülern der 11. Klassen während der Exkursion in Weimar bei der Inszenierung von „Killer Joe – A Totally Twisted Deep-Fried Texas Redneck Murder Story“ gezeigt, wie Theater laut US-Star-Dramatiker Tracy Letts auszusehen hat.

Bereits vor Beginn des Stücks war schon das E-Werk zu bestaunen. Ein ausrangiertes Elektrizitätswerk, was zwar mit rustikalem und industriellen Charme punktete, allerdings von der Temperatur eher einer Sauna als einem Theater glich. Und ähnlich hitzig wie die Halle, so auch der Beginn des Plots.

Chris ist bei einem Drogenbaron schwer verschuldet, nachdem seine Rabenmutter die bei sich versteckten Drogen für Reparaturen an ihrem Auto verwendet hat. Somit ist klar: die Mutter muss sterben, um die Lebensversicherung zu kassieren und die Schulden beim Drogenboss zu begleichen. Die Lebensversicherung ist, wie er gehört hat, auf seine 12 Jahre alte Schwester Dottie ausgestellt, die bei Vater Ansel und dessen „reizender“ Ehefrau Sharla lebt. Also beschließen sie, die Dienste des berüchtigten Killers Joe in Anspruch zu nehmen. Er ist eigentlich Polizist, steht aber auch gern einmal auf der anderen Seite des Gesetzes. Ohne dass ihn jemand verdächtigen würde, versteht sich. Allerdings hat dieser Profi seine Preise, die die texanische Kleinkriminellenfamilie nicht in Gänze zahlen kann. So handeln sie aus – so „fair“, wie man eben mit einem Killer verhandelt: Joe bekommt die Jungfräulichkeit der kleinen Dotty und bleibt bei ihr und ihrem Vater samt Ehefrau im Wohnwagen, bis er die vereinbarte Gebühr kassiert. Das Ganze geht nicht so auf, wie Ansel und Chris es geplant haben und das große Chaos nimmt seinen Lauf.

Während der Handlung gab es immer wieder kleinere Pausen. Die meisten Unterbrechungen wurden von den Zuschauern genutzt, um geschockt zu versuchen, den Mund zu schließen, ein lautes: „Was zur Hölle geht denn hier ab?“ von sich zu geben oder einfach nur aufgeregt zu lachen, damit man sich wieder einigermaßen abreagieren kann, bevor es dann weitergeht. Der Truppe um den Regisseur Brian Bell gelang es aber immer noch, einen obendrauf zu setzen. So entlud sich alles in einem furiosen Finale, was viele Fragen aufwarf.

Das in meinen Augen beste an dem Stück, neben den herausragenden Schauspielern und den überzeugenden Dialogen, war jedoch die Handlung. Wenn eine Theateraufführung eine Gruppe von Schülern in diesem Maße fesselt und beeindruckt, dann ist das ein Zeichen für gute Unterhaltung. Kein Schüler fragte sich „Was hat sich der Künstler dabei gedacht?“ oder „Was hat der `Mann in Strumpfhosen`da gerade erzählt?“, wie es gewesen wäre, wenn wir ein Stück von Goethe oder Schiller geschaut hätten. So stellte man sich eher die Frage: „Hat die sich gerade wirklich nackt ausgezogen?“, lassen die Schauspieler wirklich keinen Tabubruch aus? Das alles ist vielleicht nicht die feine Weimarer Schule, aber für Schüler mindestens genauso wertvoll wie der Besuch bei „Strumpfhosenträgern“.

Also wer gewillt ist „Auf-Die-Fresse-Inszenierungen“ zu sehen, sich mehr traut, als nur den sonntäglichen „Tatort“, jeder Tarantino-Fan, dem das konventionelle Theater zu „blutarm“ und seit der Schulzeit endgültig verleidet ist , der sollte es auf jeden Fall einmal mit „Killer Joe – A Totally Twisted Deep-Fried Texas Redneck Murder Story“ probieren.

Bild: http://www.nationaltheater-weimar.de/files/2/3/1438/1380_sth2_killer_joe_1118_foto_henning_kreitel.jpg