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Über Leben – überleben

Über Leben – überleben

Warum müssen all die Stunden,
die wir lieben, schnell vergehen?
Aber wenn die Zeit vorbei sein soll,
scheint sie fast stillzustehen.
Warum dürfen makellose
Make-up-Masken nicht mehr fehlen,
obwohl es überall doch heißt,
dass die inneren Werte zählen?
Und warum müssen wir erst Alt sein,
Rückenschmerzen, weißes Haar,
um so richtig wertzuschätzen,
wie unbeschwert es früher war?
Warum brauchen wir fünf Wecker,
um am Morgen aufzustehen,
obwohl wir alle immer sagen,
dass wir gern zur Arbeit gehen?
Warum beschweren wir uns ständig
über kleinste Kleinigkeiten,
obwohl da auch Probleme sind,
die weit aus mehr bedeuten?
Und warum nehmen wir die Chancen,
die wir kriegen, selten wahr?
Und wenn wir ihren Wert bemerken,
sind sie auch schon nicht mehr da.
Warum schweigen wir so oft,
obwohl es soviel gibt zu sagen?
Warum wissen wir so wenig,
aber trauen uns nicht zu fragen?
Warum haben wir Angst vor Fehlern,
wenn man nur aus ihnen lernt?
Und warum glauben wir nicht an Magie?
Ist uns Hogwarts zu weit entfernt?
Warum können wir denn hören,
aber hören nicht richtig hin?
Warum können wir denn sehen,
aber sehen nicht den Sinn?

Ist das leben –
oder existieren wir nur auf dieser Erde?
Und muss ich das erst wissen,
wenn ich mal begraben werde?

Ich kann es wirklich nicht verstehen,
warum die Menschen nur so sind.
Und noch viel weniger versteh ich,
warum ich genauso bin.
Ich bin genauso wie die anderen –
Reden schwingen kann ich gut.
Aber das auch einzuhalten,
dazu fehlt mir oft der Mut.
Ich kann nicht ohne Make-up rausgehen,
dann würde mir die Maske fehlen.
Und ich verstecke meine Makel,
obwohl die inneren Werte zählen.
Ich lass die Zeit sinnlos verstreichen
und stehe immer zu spät auf.
Und wenn ich später einmal alt bin,
trinke ich ein Glas darauf.
Ein Glas auf all die guten Chancen,
die ich so vorbeiziehen ließ,
ein Glas auf unbeschwerte Zeiten,
die ich wohl erst dann genieß’.

Denn dann erst werde ich all das verstehen.

Ich werde das verstehen,
was meine Hoffnung heut verspricht –
eines Tages gehen wir alle,
doch an den anderen Tagen nicht.
Wer seine Schwächen nicht gesteht,
der arbeitet auch nie daran.
Und wer Fehler widerlegt,
der bereut das irgendwann.
Denn Fehler machen ist okay,
das kann uns allen mal passieren.
Aber man muss aus ihnen lernen,
um sie dann zu akzeptieren.
Wir können nicht von besseren Welten reden
ohne Fantasie.
Wir können nicht auf Wunder warten
ohne Glaube an Magie.
Wir dürfen uns nicht einzig vorstellen,
was man uns so alles vorstellt.
Müssen versuchen, zu verändern,
was uns an dieser Welt so nicht gefällt.
Denn ich für meinen Fall
will nicht mit 80 Jahren erst wissen,
warum der Wert der Dinge dann erkennbar wird,
wenn wir sie missen.
Schließlich hab ich jetzt die Zeit,
die ich mit Leben füllen kann.
Und weil die Zeit nicht auf uns wartet,
fang ich heut gleich damit an.

 

Juliane Vogler (9b)