Der Spalt zwischen Stress und Spaß
Der Spalt zwischen Stress und Spaß
Manchmal liegen Gutes und Schlechtes bemerkenswert nah beieinander. Auch wenn man sich wünscht, man könnte nur das Schöne erleben und die unangenehmen Situationen einfach ausblenden, funktioniert das natürlich nicht. Wenn ich eine Tafel Schokolade esse, kann ich nicht erwarten, dass die Kalorien einfach verschwinden. Wer das eine will, muss sich mit dem anderen zufriedengeben.
Und so war es auch am Freitag, dem 9. März 2018. An diesem Tag fand wie jedes Jahr das allseits beliebte Kunstfest unseres Gymnasiums statt und wir als DS-Kurs wollten uns natürlich daran beteiligen. Das Thema „Die Vier Elemente“ gefiel uns auf Anhieb gut und wir hatten auch gleich eine Idee, wie wir Feuer, Wasser, Luft und Erde in einem Theaterstück verarbeiten konnten. Allerdings stellte sich schon bald heraus, dass eine andere Gruppe fast genau denselben Einfall hatte und um einen Streit oder eine Überschneidung zu vermeiden, überließen wir unseren Entwurf den anderen. Und dann waren es auf einmal nur noch vier Wochen bis zum großen Tag und wir standen ohne einen auch nur ansatzweise ausgereiften Plan da. Also setzten wir uns zusammen und versuchten irgendein Konzept auszutüfteln. Dabei alberten wir ganz schön viel herum, aber was soll ich sagen? Die Grundidee unseres Stücks entstand aus einer dieser Albernheiten. Angelehnt an die Kinderserie „Micky Maus Wunderhaus“ wollten wir eine eigene Geschichte entwerfen. Lustig und simpel sollte sie sein, nichts Kompliziertes. Bis wir dann endlich mit den richtigen Proben anfangen konnten, war es jedoch noch immer ein weiter Weg. Das ganze Schreiben, Inszenieren, Rollenverteilen und Durchsprechen nahm schon eine Menge Zeit in Anspruch und als wir dazu kamen, mit Requisiten, Hintergrundbildern, Soundeffekten und Bühnenbewegung zu proben, war dann auch nur noch eine Woche Vorbereitungszeit übrig. Mit dem Zeitdruck als unserem ständigen Begleiter führten wir schließlich erst am Freitagnachmittag eine richtige Generalprobe durch und wie es sich gehört, ging die natürlich schief. Als Erzählerin und eine der Spielleiterinnen dachte ich wirklich, am Abend würde ein Desaster passieren. Meine Zweifel schienen zunächst auch berechtigt: Zwei Minuten vor der Aufführung waren plötzlich Requisiten spurlos verschwunden, einige Schauspieler konnten Teile ihrer Kostüme nicht mehr finden und auch die Lautsprecher für die Soundeffekte ließen uns im Stich. „Sein oder nicht sein?“, das war in dem Moment tatsächlich die Frage. Doch wie heißt es so schön? „The show must go on.“ Wir hatten so viel Herzblut in unsere Geschichte investiert, da wäre es doch schade gewesen, sie nicht zu erzählen. Also betrat ich die Bühne und leitete mit meinem Erzähltext die Vorführung ein.
In unserem Theaterstück „Das Micky Maus Elemente-Haus“ ging es grundsätzlich darum, dass die berühmte Disney-Figur Daisy vom Bösewicht Kater Karlo entführt wird. Daraufhin machen sich Micky, Minnie, Donald, Goofy und Pluto auf den Weg, um ihre Freundin zu befreien. Bevor es zum finalen Kampf gegen Karlo kommt, müssen die Helden allerdings Hindernisse, wie Flüsse, Stürme oder Felsschluchten überwinden.
Die Aussage der Geschichte passt dabei perfekt zu der Vorbereitungsphase unseres Theaterstücks: wenn alle an einem Strang ziehen, kann man jede Hürde bewältigen. Das mag zwar klischeehaft klingen, hat sich während der letzten Wochen aber mehr als einmal bestätigt. Auch wenn Stress und Spaß teilweise sehr nah beieinander lagen, konnten wir unseren Zuschauern zum Schluss doch noch ein lustiges, buntes Stück mit sehr viel Lebensfreude präsentieren. Dies wurde vom Publikum auch mit großzügigem Applaus und herzlichem Lachen belohnt. Und was gibt es für einen Schauspieler Schöneres?
Juliane Vogler, Klasse 10b