Vergessen
Und so ging ich nach draußen. Es war nicht kalt, aber auch nicht warm. Die Sonne schien schwach, jedoch nicht weniger schön. Ein angenehmer Frühlingsnachmittag. Ich durchquerte unseren Garten und stellte mich in die Auffahrt, lehnte mich an das Garagentor. Ich versuchte die Ruhe aufzunehmen. Konzentrierte mich auf das leise Rauschen des Windes, das stetige fröhliche Konzert der Vögel in den Bäumen um mich herum. Mein Blick schweifte die Bäume, den Garten, die Tiere, suchte nach den Vögeln in den Bäumen, landete schließlich auf der Hofeinfahrt. Vor meinem inneren Auge fuhr das mir sehr bekannte grüne Auto auf den Hof und in die Garage. Ich erinnerte mich an das Gefühl, an die Freude, immer wenn er nach Hause kam. Unbemerkt hatte ich die Augen geschlossen. Als ich sie wieder öffnete war die Auffahrt nach wie vor leer. Der Wind wehte leicht und kühl um meine Beine. Ich trug nur ein Paar kurze Hosen. Ich befand es für warm genug. Trotzdem kroch eine leichte Gänsehaut über meinen Körper. Ich ignorierte sie. Auch widerstand ich dem Drang mich auf den Hof zu kauern, stand einfach nur da. Ich stellte mir vor wie es wäre, wenn er nach der Arbeit wieder in die Garage fuhr, mich begrüßte, fröhlich in die Wohnung ging und unsere Familie zusammen in der Küche saß und aß. So einen normalen Tag vermisste ich seit über einem Jahr. Ich fühlte mich leer. Müde. Aber ich weinte nicht. Weinen konnte ich seit geraumer Zeit nicht mehr. Musste ich scheinbar auch nicht. Ich atmete tief ein. Sog den Duft, den bekannten Duft tief ein und schwelgte in gemütlichen Erinnerungen an gute Zeiten. Immer noch müde, aber weniger leer ging ich wieder hinein. Im Haus setzte ich mich an meinen Schreibtisch und schrieb. Schrieb, was ich fühlte, was ich dachte. Dachte, es könnte mir in der Zukunft helfen. Helfen nicht zu vergessen. Zu vergessen würde wohl eines der schlimmsten Dinge sein, die geschehen könnten. Also schrieb ich. Ich schrieb und behielt, vergaß nicht.
Emily-Sophie Schulz 9c