Das Leid der Liebe
Wolfgang Krowinski machte sich für seinen letzten Arbeitstag bereit. Frau Langscheid
begrüßte ihn in der Post und händigte ihm die auszuliefernden Pakete und Briefe aus.
“Heute der letzte Tag?”, fragte sie ihn.
“Dann geht es endlich in den Ruhestand”, antwortete Wolfgang fröhlich.
“Diesmal sind es wirklich viele Briefe”, bemerkte Frau Langscheid unnötiger Weise, da er
den Stapel schon gesehen hatte.
Während Wolfgang die vielen Pakete und Briefe an ihre Empfänger lieferte, blieb ein Brief von ihm
unbemerkt. Als sein letzter Arbeitstag zu Ende ging, sah er den kleinen Umschlag im riesigen
Kofferraum liegen.
Komischer Weise war der Umschlag des Briefes schon geöffnet und der Postbote ließ sich
dazu verleiten, die Worte zu lesen:
~ Leid der Liebe ~
Die Liebe ist wie ein Puzzle,
zerstückelt, zerrissen, zerbrochen.
Wir wissen, wie es enden wird, aber der Weg ist ungewiss.
Manchmal ist die Liebe wie eine Waffe: Gefährlich, intrigant, falsch.
Sie kann aber auch „Nadel und Faden“ sein, die Wunde nähend und die richtigen Puzzleteile verbindend.
Und was bist du?
Der Dolch, welcher mein Herz bluten lässt?
Oder die Heilung meiner blutenden Seele?
Wirst du mein Anfang oder Ende sein?
Bist du mein fehlendes Puzzleteil oder das, welches ich nie finden werde?
Verschwendest du jedoch einen Blick auf das Puzzle in deinem Schrank? Fragst du dich, wo das fehlende Teil geblieben ist?
Werde ich je Dein sein? Kann ich je Dein sein, wenn wir doch das Puzzle nie beendet haben?
Aus Angst, Arroganz oder weil wir wissen, dass wir uns nicht verdienen?
Selbstzweifel, Dummheit, Einsamkeit, Elend, Düsternis und Hoffnungslosigkeit durchbohren unsere Seelen wie Pfeile. Erst waren es Amors gewesen, nun mit Gift beträufelte.
Vielleicht bin ich töricht genug zu glauben, deiner Liebe würdig zu sein.
Doch bist du würdiger?
Wirst du nach meinen Worten noch einen Blick auf das Puzzle verschwenden?
Oder müssen wir erkennen, dass das, was wir für Liebe hielten, uns getäuscht hat und uns Dinge zeigte, die der Fantasie entspringen?
Alexandra Fritz, Sophie – Malin Kulisch, Klasse 11
entstanden im Rahmen des Workshops mit Bas Böttcher (2021)