Schüttelt euren Speck und sperrt die Lauscher auf
Ihr seid noch auf der Suche nach eurer Bikinifigur?! Es ist bald soweit, der Sommer steht vor der Tür! Ihr wollt etwas tun? TANZT! Die Konzert und Festivalsaison ist eröffnet. Bewegt euch! Egal, ob ihr euer Haupthaar zu Heavy Metal schüttelt, pogt, euch in der Disko nur vor und zurück bewegt oder ob ihr euch euch nur sanft im Klang der klassischen Musik bewegt. Vielleicht ist Elektro eher euer Ding und ihr shuffelt oder schranzt, ganz egal, wie sang schon Peter Fox?: „Schüttel deinen Speck!“ Habt Spaß und freut euch eures Lebens.
Wir waren für euch im letzten Monat bei vier Konzerten, haben unsere Lauscher aufgesperrt und geben nun unseren Senf dazu.
Alles begann am Ostersonntag mit einer Band, die Bon Jovi, die Foo Fighters, Pink Floyd, ZZ Top und Bob Marley in sich vereint. Nichtsdestotrotz haben die Jungs ein extrem hohes Maß an Individualität in ihren Instrumenten, ihrem Auftreten und ihrer Persönlichkeit. Wille and the Bandits sind eine britische Band, die mich mit ihren interkulturellen und globalen Musikeinflüssen umgehauen hat. Sie brachten einen 6-saitigen E-Bass mit, dazu noch einen 5-seitigen E-Kontrabass mit dem sie im Prinzip Cello spielten. Der Kontrabass hat so tiefe Töne erreicht wie ein Tibethorn und hat dadurch poppig-rockige asiatische Einflüsse mitgebracht. Rhythmisch war dieses Konzert auch sehr besonders. Mit einem Schlagzeug, Bongos und einer Djembé befanden wir uns irgendwo zwischen Europa, Afrika und der Karibik. Außerdem hatten sie eine Sitar dabei, die allerdings selbst zusammengebaut wurde. Sie wurde im Sitzen gespielt, aber eher als Gitarre verwendet und mit zahlreichen Effekten unterstützt und somit waren wir auch im Orient angekommen. Aufgetreten ist die Band im Café Scheune in Wredenhagen, in der Nähe von Röbel und schon in Mecklenburg-Vorpommern. In dem rustikalen Ambiente kamen die 4 Männer noch besser zur Geltung mit ihren Dreads und ihrer offenen Art. Ein Konzert, das sich wirklich gelohnt hat. Die CD ist gekauft und wird gehört. So muss es sein.
Nach ihrem Auftritt in unserer ländlichen Region waren sie sogar in Berlin beim Fernsehsender „joiz“ zu Besuch, wo man ihnen sagte, sie hätten doch eher Gesichter für’s Radio.
20. April
Zum Abschied unserer Schul- und Chorzeit sind wir nach Hamburg gefahren und haben in den Docks die durch Youtube groß gewordenen Pentatonix gesehen. Im Chor haben wir auch „Technologic“ gesungen und dieses Stück nun live zu sehen, war atemberaubend. Im Vergleich zur Tour im letzten Jahr wurde uns berichtet, dass die Konzertlänge stark abgenommen und die Anzahl der Zuschauer stark zugenommen hat. Auch Lichteffekte und Auftreten waren anders als zuvor und die Karten doppelt so teuer. All das dämpfte die Stimmung etwas und als ob das nicht genug gewesen wäre, war der Saal so voll, dass die Außentüren des Saals aus sicherheitstechnischen Gründen offen gelassen werden mussten. Wir hatten das Gefühl, es wären mehr Karten verkauft worden als Platz war.
Musikalisch war das Konzert aber fantastisch und hat unsere Erwartungen vollends erfüllt. Ich würde wieder hingehen, jedoch lieber in einer anderen Stadt bzw. an einem anderen Ort.
25. April
Shirley Holmes, eine Punkrockband aus Berlin, die eigentlich Pop spielen sollte. Ich fühlte mich zurück versetzt in die Zeit der „Neuen Deutschen Welle“. Vor mir hätte auch Ideal stehen und von „blauen Augen“ singen können. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Die Atmosphäre ließ leider auch zu wünschen übrig. Die sonst heimeligen, kleinen und vor allem lauten Konzerte bei einer Familie in unserem Dorf sind sonst gut besucht und der Saal kocht. Anschließendes „Jammen“ ist nicht ausgeschlossen. Doch an diesem Abend waren leider nur circa 20 Leute da und das war das Problem.
26. April
Es ist wohl klar, dass in Berlin zur Zeit nicht viel existiert zwischen den Singersongwritern und den Elektrobeats, aber darauf einlassen kann man sich trotzdem. In der Volksbühne Berlin saßen wir dann in der vierten Reihe und schmolzen dahin zu der Musik von Tex und Maxim. Durch Anwesenheit glänzten auch Lasse Mathiessen, der durch eine Crowfundingaktion von tv noir groß geworden ist und Max Prosa, ebenfalls ein guter Bekannter bei den tv noir-Konzerten.
Tex begleitet Maxim auf einer Tour, die ganz nach dem Prinzip von tv noir funktioniert. Für dieses Ereignis hat Tex ein neues Album veröffentlicht zusammen mit einer phänomenalen Violinistin, die ganz nebenbei auch noch eine super Stimme hat. Einige Songs auf dieser Platte sind neu, andere nur neu aufgelegt. Platte kann man allerdings gar nicht sagen, denn die Frage bei diesem Album war: Wer hört schon noch eine CD? Dementsprechend bekommt man, sobald man das Album kauft, keine CD, sondern einen Stick und ein Songbook mit dem Titel „Von hier bis auf’s Dach“. An dem Songbook haben übrigens auch Jan, Marie und ich mitgewerkelt. Als Dank dafür durften wir dann das Konzert besuchen.
Der Abend stand ganz unter dem Motte, wie Maxim es sagte: „Es gibt keine Taschentücher, es gibt kein Geld zurück und ihr klatscht trotzdem.“ Maxim als sehr selbstironischer Künstler kann sich nicht so ganz ernst nehmen, aber in seinen Liedern kommt dann doch eine tiefe Melancholie rüber, die vom Publikum warmherzig aufgenommen wird. An diesem Abend wurde klar, dass gerade Musiker Pessimisten, Gefühlshaber, Geschichtenerzähler, Lebenskünstler, Wortfinder und in erster Linie Liedermacher sind. So melancholisch und auch nachdenklich endete das Konzert mit einem Appell an das Publikum: „Wir Menschen müssen vieles besser machen!“ Das Problem, dass wir so wenig besser machen, ist laut Maxim, dass wir zu wenig Wut in uns tragen und einfach alles akzeptieren oder schlimmer noch bejahen.
Das Verhältnis beider Parteien war sehr ausgewogen und harmonisch, sodass man trotz aller Melancholie mit einer leichten Beschwingtheit nach Hause ging.
Es bleibt nur noch zu sagen: Die Konzertsaison ist eröffnet! An alle Festivalgänger: Habt Spaß, trinkt nicht zu viel Alkohol und vor allem kauft eure Karten rechtzeitig!
PS: Am Freitag startet Rock am Ring und EinsPlus hat eine Liveübertragung! (genauso wie: SWR3 und DASDING)
Cheers!
Emily Kroll
Fotos: Emily Kroll