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Luft

Die Lichter sind aus, der Sauerstoff schon längst verbraucht und es ist laut. Ich sitze neben meiner besten Freundin mitten auf einer Party. Momentmal…ich saß. Sie ist bestimmt mit diesem Typen ums Eck verschwunden. Als Andrea mir im Kindergarten ewige Treue schwor, wusste ich noch nicht, dass bei Alkohol die Freundschaft aufhört. Dabei bin ich nur hier wegen ihr. “Ist der Platz noch frei?”, der Junge, der schon den ganzen Abend zu uns hinüber geschaut hat, steht nun vor mir. Überrascht hebe ich meinen Kopf und nickte nur stumm. Er zeigt mir sein großes Lächeln, während meine Miene sich kaum verändert. “Hey ich bin Nick, hast du Lust, einen mit mir zu trinken?”. Hatte ich das? Eigentlich wär ich jetzt gern zuhause. “Klar…”, erwidere ich zögerlich. “Ohne Luft stirbt man.”, mit diesen Worten überreicht er mir einen kleinen Becher mit durchsichtiger und nach Pfefferminz riechender  Flüssigkeit. Erfrischt sagt er nun:  “Als du durch die Tür gekommen bist, hast du mir echt den Atem gestohlen…”, danach kann ich ihm gar nicht mehr in die Augen sehen. Warum sagt man das, “atemberaubend schön”,was soll das für ein Kompliment sein? Man selbst sorgt also mit seiner bloßen Anwesenheit dafür, dass andere Atemnot und oder -probleme bekommen. Da fühle ich mich doch gleich schuldig und unwohl, aber nach solchen Schmeicheleien erwarte ich genau das Gegenteil. Kann ich nicht einfach “okay schön” sein oder “gesund schön”. Von Anakin Skywalker zu Dave Vader, weil ich plötzlich den Raum betrete, nein danke. Ist das schon Körperverletzung?

Weil ich so vertieft in meinen Gedanken bin, vergesse ich fast zu antworten. “Eh…ja sorry ist ganz schön stickig hier.” Wow, das war alles, was ich zu sagen hatte. In diesem Moment würde ich mich gern in Luft auflösen. Ich schenke ihm und seinem verwunderten Blick keine Aufmerksamkeit und laufe einfach los. Ich bin so gar nicht mehr in Partystimmung, deswegen verlasse ich die Feier auf direktem Wege. Als ich durch die besagte Atemnottür gehe, genieße ich die Kälte. Doch nun stehe ich mit beiden Beinen im blauen Nebel der Raucher, also nichts mit einfach mal durchatmen.

Für dich bin ich nur Luft,

aber nicht die, die man zum Atmen braucht.

Während du mir

mit deiner bloßen Anwesenheit

 den Atem raubst.

Für mich bist du heiße Luft,

du sorgst dafür, dass mein Ballon nicht sinkt

Bist mein Antrieb und Motivation

Und in meinem Kopf

bist du auch viel zu oft.

Ich google also:

Wie man Luft sichtbar machen kann.

Unterwasser na klar,

also Luft anhalten,

doch es tauchen nur Zweifel auf.

Hörst du mich eigentlich?

Ohne Luft kein Schall,

doch ich glaube,

wir sind nicht auf einer Wellenlänge.

Die Luft ist bei mir

schon lange raus,

wie bei einem alten Fahrradreifen

lass alles schleifen

eine Hüpfburg ohne Sprungkraft

Wenn du das Hoch- bist,

bin ich das Tiefdruckgebiet.

bring ich Unwetter,

bringst du Sonnenschein und Sommerlied

Wenn es bei dir sitzt und passt,

wackelt es bei mir und hat Luft.

Aber Moment mal – 

liegt hier etwas in der Luft,

vielleicht ein Luftkuss

oder bin ich nur ein Luftikus?

Emma – Neele Albrecht